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Kooperation SBFV und SC Freiburg

Die Zusammenarbeit zwischen dem Südbadischen Fußballverband und dem SC Freiburg wird weiter verstäkrt.

Im Interview sprechen André Malinowski und Martin Schweizer über die Kooperation, die den Fußball in der gesamten Region nachhaltig stärken soll. Martin Schweizer, ist Sportlicher Leiter der Freiburger Fußballschule. André Malinowski, ist Sportlicher Leiter des Südbadischen Fußballverbandes.

Herr Schweizer, Herr Malinowski, vor dem Bundesligaspiel gegen Fortuna Düsseldorf haben SC-Vorstand Jochen Saier und Thomas Schmidt, der Präsident des Südbadischen Fußballverbandes, die schon länger laufende Kooperation zwischen dem Sport-Club und dem SBFV offiziell vorgestellt. Was sind die Ziele dieser Zusammenarbeit?
Martin Schweizer: Ganz grundsätzlich geht es darum, dass wir bei der Nachwuchsförderung im Allgemeinen und unserer Ausbildung im Speziellen im Sinne des Fußballs in der Region gemeinsam in die gleiche Richtung agieren wollen.
André Malinowski: In der Alltagsarbeit setzen wir uns sowohl beim Verband wie auch beim SC viel mit der Kinder- und Jugendförderung auseinander. Durch verschiedene Kooperationsformen wollen wir der Nachwuchsarbeit nun ein besseres Fundament schaffen und dadurch auch den Fußball in der gesamten Region stärken. Dafür ist es wichtig, zusammen mit dem SC Freiburg als unserem großen Verein im Verbandsgebiet eine gemeinsame Haltung zu entwickeln, um das Beste für den Fußball hier herauszuholen.
Was sind da Bereiche, bei denen Sie konkret ansetzen wollen?
Malinowski: Zum einen wollen wir die Trainer in den vielen kleineren Vereinen dazu bewegen, über die Frage nachzudenken: Arbeiten wir im Kinder- und Jugendfußball schon so, wie es für alle gut wäre? Beziehungsweise: Was könnten wir besser machen? Auch deshalb haben wir im vergangenen Jahr erstmals gemeinsam mit dem SC den "Tag des Kinderfußballs" in der Freiburger Fußballschule veranstaltet, an dem 120 Trainer aus dem gesamten Verbandsgebiet teilgenommen haben. Die enorme Resonanz hat gezeigt, wie viel Interesse da ist, wenn wir so eine Veranstaltung als Verband zusammen mit einem Partner wie dem SC anbieten, dessen Nachwuchsarbeit ein extrem positives Renommée genießt.      
Schweizer: Uns als SC ist wichtig, dass klar wird: Wir wollen nicht nur die größten Talente fördern, um sie irgendwann zu Profis zu machen. Es geht uns um alle. Nur wenn die Förderung in der Breite gut funktioniert, gibt es auf Sicht auch genug besonders Begabte, die den Weg bei uns bis zu den Profis schaffen können.
Aber mit dem Vorurteil, wenn der Profiverein auftaucht, will er uns nur unsere Talente klauen, werden Sie weiter konfrontiert?
Schweizer: Das ist ja auch ein Stück weit verständlich. Wir haben den Job, auch Profis zu formen. Aber selbst von denen, die bei uns in der Fußballschule ausgebildet werden, schaffen die wenigsten den Sprung ganz nach oben. Also werden ganz viele auch für die Region ausgebildet. Und so verstehen wir unsere Aufgabe auch. Um dem Klischee, wir wollten nur Talente abgreifen entgegenzuwirken, versuchen wir darüber hinaus, maximal offen zu sein für Projekte, die zeigen: Wir denken nicht nur an uns, sondern wir denken auch weiter – und vor allem denken wir an die Kinder.
Deshalb scheint es ein Kernthema Ihrer Kooperation zu sein: Wie trainiere ich mit Kindern und Jugendlichen richtig und vernünftig?
Schweizer: Es geht nicht nur ums Trainieren, sondern überhaupt um den angemessenen pädagogischen Umgang mit ihnen, auf dem Platz, aber auch außerhalb des Platzes. Es geht uns um ein Gesamtbild eines Kinder- und Jugendtrainers…
Malinowski: …und dabei ist uns wichtig, dass Kinderfußball die Basis für alles ist, was danach kommt. Egal, ob Talentförderung, Spitzentalentförderung, oder eben – in Anführungszeichen – "normales" Fußballspielen im Verein. Anders gesagt: Wir haben einen großen Zulauf im Kinderfußballbereich, der heute sehr früh mit Bambini-Altersstufen in der G-Jugend beginnt. Ziel muss es sein: Möglichst wenige von diesen vielen Frühstartern später wieder zu verlieren. Wenn das gelingt, profitieren alle Vereine, vor allem die Kinder und Jugendlichen, die gemeinsam Sport treiben – und damit die Gesellschaft.
Welche neuen Akzente wollen Sie setzen, um das zu schaffen?
Malinowski: Kinder brauchen einfach Spielzeit, müssen Spaß haben, bevor wir an Leistungsorientierung denken. Das ist ein Grundprinzip: Der Spaß der Kinder muss im Vordergrund stehen. Das funktioniert am besten über Spielformen wie zum Beispiel Funino, wo Drei gegen Drei auf vier kleine Tore spielen, jeder viele Ballkontakte hat und spielerisch lernt, sich im Zweikampf durchzusetzen. Ergebnisse und Tabellen dürfen in diesem Alter keine Rolle spielen.
Schweizer: Wobei die Spielform nicht das Entscheidende ist, sondern die Prinzipien, nach denen ich im Kinderfußball verfahre. Für mich bedeutet Kinderfußball übersetzt, spielerisch Lösungen für Eins-gegen-Eins Situationen zu erlernen, offensiv und defensiv. In höherem Alter wird es schwer bis unmöglich, diese Fähigkeiten zu schulen. Zudem geht es ständig um die Fragen: Wie lernen Kinder? Was wollen Kinder? Was können Kinder schon leisten? Die Kernaussage ist: Kindertraining ist kein Erwachsenentraining! Das muss ich verinnerlichen, wenn ich in diesem Bereich tätig bin.
Sind Trainerfortbildungen deshalb ein zentrales Element Ihrer Kooperation?
Malinowski: Auf jeden Fall. Wenn es im Kinderfußball sowohl pädagogisch als auch sportlich-inhaltlich stimmt, alters- und entwicklungsgerecht trainiert wird, dann entsteht eine ganz andere Basis für das, was später kommt – egal ob das im Amateurfußball oder im Leistungsbereich ist. Durch unsere Zusammenarbeit, zu der auch der neu installierte regelmäßige Austausch zwischen dem Verband und der Freiburger Fußballschule zählt, erhoffen wir uns zusätzliche Multiplikatoreneffekte.
Mit seinem Projekt "Die Fußballschule kommt" bietet der SC schon seit mehreren Jahren kostenlose Trainer-Fortbildungen bei regionalen Amateurvereinen an...
Malinowski: ...die auch immer große Resonanz finden und wichtige Impulse für die Vereinstrainer geben. Wenn zum Beispiel ein D-Jugendtrainer des Sport-Club kommt und ein systematisches Training für dieses Alter vorstellt und dann noch den Hinweis gibt, dass auch der Verband entsprechende Kurzschulungen anbietet.
Aber so etwas wie eine Kinderfußball-Trainerlizenz gibt es noch nicht?
Malinowski: Nein. Es gibt Kurzschulungen, die innerhalb von zwei Tagen den Altersstufentrainer von den Bambinis bis zur C-Jugend und darüber hinaus für seine Altersstufe mit den wichtigsten Prinzipien und Trainingsformen vertraut macht. Wie sehr unsere Kurzschulungen im E-Jugendbereich im Kreis Freiburg gefragt sind, ist übrigens ein Hinweis, dass sich schon einiges bewegt hat. Jetzt geht es darum, die Angebote systematisch auszubauen und die ganz Region damit zu versorgen.
Schweizer: Ein wichtiger Bereich in dem Zusammenhang sind auch die Schulen. Wir versuchen gerade, die Füchsle-Ballschule im Freiburger Stadtgebiet noch weiter in den Grundschulen zu verbreiten. Ein weiteres Ziel ist, kommende Saison dort auch Funino-AGs anzubieten. Es wäre schon eine Vision, dass wir alle Freiburger Grundschulen mit altersgerechtem Training ausstatten.
Haben Sie weitere Visionen für die Zukunft?
Schweizer: Denkbar und wünschenswert wäre – wieder in Kooperation mit dem Verband und vielleicht auch der Universität – die zentrale Einrichtung eines, ich nenne es mal: Fortbildungs- und Kompetenzzentrums für Kinderfußball. Dort könnten Trainer und Lehrer nach den genannten Prinzipien geschult werden und sich fortbilden. Jenseits der dezentralen Maßnahmen könnte das die Rolle des Kinder- und des Jugendtrainers noch mal grundsätzlicher gewichten. So ein zentraler Ort könnte ein Leuchtturmprojekt für die ganze Region werden.
Interview: Uli Fuchs und Dirk Rohde