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Die Regelfragen und Antworten aus der DFB-SR-Zeitung Nr. 3/2024

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Die nachstehenden Fragen und Antworten wurden der DFB-SR-Zeitung Nr. 3/2024 entnommen.

Situation 1

Der Verteidiger der Gastmannschaft verkürzt unmittelbar vor der Ausführung eines Einwurfs den vorgeschriebenen Abstand und hält den Ball nach dem korrekt ausgeführten Einwurf auf. Wie entscheidet der Schiedsrichter?

Lösung

Indirekter Freistoß, Verwarnung. Eine Abstandsverkürzung bei der Ausführung eines Einwurfs zieht einen indirekten Freistoß nach sich, sobald der Ball ins Spiel gebracht wurde und kein Vorteil eintritt.

Situation 2

Ein Verteidiger führt einen Abstoß aus, indem er seinem Torwart den Ball innerhalb des Strafraums zuspielt. Der Torwart nimmt den Ball mit dem Fuß an, legt ihn sich dabei aber so weit vor, dass dieser von einem gegnerischen Stürmer erlaufen werden kann. Um zu verhindern, dass der Stürmer an den Ball kommt und ihn ins Tor schießen kann, nimmt der Torwart den Ball im letzten Moment mit der Hand auf und schlägt ihn ab. Wie entscheidet der Schiedsrichter?

Lösung

Indirekter Freistoß, keine Persönliche Strafe. Da nur ein zweimaliges Spielen direkt nach einer Spielfortsetzung zu einer Torverhinderung bzw. Notbremse führen kann, ist hier lediglich ein unerlaubtes Zuspiel erfolgt, da der Torwart ja nicht derjenige war, der die Spielfortsetzung ausgeführt hat. Somit ist auch keine Persönliche Strafe zu verhängen.

Situation 3

Ein Verteidiger verkürzt vor der Ausführung des Eckstoßes den vorgeschriebenen Abstand. Der Ball prallt von ihm über die Seitenlinie ins Aus. Wie entscheidet der Schiedsrichter?

Lösung

Wiederholung Eckstoß, Verwarnung. Eine Abstandsverkürzung bei der Ausführung eines Eckstoßes führt zu einer Wiederholung, sobald der Ball ins Spiel gebracht wurde und kein Vorteil eintritt.

Situation 4

In einem Qualifikationsspiel zweier Nationalteams läuft ein zuvor verletzter Spieler ohne Zustimmung des Schiedsrichters seitlich des Tores in den Strafraum. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Ball durch das gegnerische Team im Mittelkreis mehrfach hin und her gespielt. Der Schiedsrichter erkennt das unerlaubte Betreten des Spielfeldes und unterbricht sofort. Handelt er richtig? Und wie lautet nun die Spielfortsetzung?

Lösung

Ja, indirekter Freistoß. Nach der Regeländerung im vergangenen Sommer kann ein Team, das einen zwölften Spieler auf dem Feld hat, unter gewissen Umständen (kein aktiver Spieleingriff) ein korrektes Tor erzielen. Um dies zu verhindern gilt: Wenn ein Spieler unberechtigterweise auf dem Platz ist, ist es meist am sichersten, das Spiel sofort zu unterbrechen (Ausnahme: Für die gegnerische Mannschaft entsteht ein wirklich gravierender Vorteil). Spielfortsetzung ist der indirekte Freistoß, solange der Spieler nicht ins Spiel eingreift. Dieser ist dort zu verhängen, wo der Ball zum Zeitpunkt der Unterbrechung war.

Situation 5

Während des laufenden Spiels steht der Schiedsrichter dem ballführenden Spieler im Weg. Dadurch kommt es zu einem Zusammenprall zwischen Referee und Spieler, ohne dass der Schiedsrichter den Ball berührte. Der Spieler verliert den Ball jedoch an einen Gegner. Entscheidung?

Lösung

Weiterspielen. In diesem Fall ist der Schiedsrichter weiterhin „Luft“. Nur bei einer Ballberührung des Schiedsrichters und den im Regelwerk genannten Punkten (Ballbesitzwechsel im laufenden Spiel / Torerfolg / Einleiten einer Torchance) ist das Spiel zu unterbrechen und mit Schiedsrichter-Ball fortzusetzen.

Situation 6

In der 90. Spielminute wehrt der Torwart einen Flankenball mit der Faust ab und prallt daraufhin im Anschluss mit seinem Verteidiger zusammen, der nun verletzt im Torraum liegenbleibt. Der Ball wurde zuletzt vom Torhüter gespielt und rollt jetzt Richtung Außenlinie, wo er von einem Stürmer der gegnerischen Mannschaft aufgenommen wird. Der Schiedsrichter unterbricht das Spiel wegen der Verletzung des Abwehrspielers. Wie ist es fortzusetzen?

Lösung

Schiedsrichter-Ball mit der Mannschaft des Stürmers, da dieser vor der Spielunterbrechung durch den Schiedsrichter den Ball zuletzt berührt hat.

Situation 7

Ein Stürmer dringt in den gegnerischen Strafraum ein und befindet sich auf Höhe des Strafstoßpunktes einschussbereit vor dem gegnerischen Torwart. Nun wird er vom Verteidiger, welcher versucht, den Ball zu spielen, zu Fall gebracht. Bevor der Schiedsrichter pfeifen kann, läuft ein weiterer Stürmer hinzu und schießt den Ball ins Tor. Wie entscheidet der Unparteiische?

Lösung

Tor, Anstoß, keine Persönliche Strafe. Es handelt sich beim Foulspiel um eine Verhinderung einer klaren Torchance. Da die Aktion jedoch ballorientiert war, wäre es nur zu einer Verwarnung gekommen. Weil jedoch im Anschluss der Mitspieler des gefoulten Stürmers den Ball unter Anwendung der Vorteilbestimmung zum Torerfolg verwandelt, reduziert sich die Persönliche Strafe nochmals von „Gelb“ auf „keine Persönliche Strafe“.

Situation 8

In der 78. Spielminute eines Seniorenspiels wird der Spielertrainer eingewechselt. Bereits in der ersten Halbzeit war dieser wegen wiederholter lautstarker Proteste von der Ersatzbank aus verwarnt worden. Kurz nach seiner Einwechslung begeht der Spielertrainer ein taktisches Foulspiel zur Unterbindung eines aussichtsreichen Angriffs. Der Schiedsrichter unterbricht daraufhin das Spiel. Entscheidungen?

Lösung

Direkter Freistoß, Feldverweis mit „Gelb/Rot“. Die Verwarnung auf der Bank in seiner Eigenschaft als Trainer belastet den Spielertrainer auch als regulären Spieler. Begeht er also ein weiteres verwarnungswürdiges Vergehen, ist er mit „Gelb/Rot“ des Feldes zu verweisen.

Situation 9

Direkter Freistoß für die Angreifer im Strafraum-Teilkreis. Nachdem sich zwei Verteidiger, angeleitet vom eigenen Torwart, im korrekten Abstand von 9,15 Meter zum Ball aufgestellt haben, gibt der Schiedsrichter mit Pfiff den Ball frei. Unmittelbar bevor der Schütze ausführt, läuft ein Angreifer näher als einen Meter zu den Verteidigern und stellt sich direkt zu ihnen. Der Ball wird direkt zum Torerfolg verwandelt. Entscheidungen?

Lösung

Tor, Anstoß. Erst ab drei Spielern spricht die Regel von einer „Mauer“, und erst dann ist der Abstand von einem Meter zu dieser Mauer einzuhalten.

Situation 10

Nach einem taktischen Foulspiel an einem Angreifer in der Nachspielzeit der zweiten Halbzeit entscheidet der Schiedsrichter auf direkten Freistoß. Er möchte den Verteidiger verwarnen, hat aber noch nicht mit dem Prozedere der Verwarnung begonnen. Der Angreifer schnappt sich sofort den Ball und spielt ihn zu einem auf gleicher Höhe stehenden Mitspieler, der mit dem folgenden Torschuss das spielentscheidende 1:0 erzielt. Entscheidung?

Lösung

Tor, Anstoß. Dies ist die klassische Anwendung des „Quick-Free-Kick“ (auf Deutsch: die schnelle Freistoßausführung mit Torchance). Diese kann nur eingesetzt werden, solange der Schiedsrichter noch nicht mit dem Verwarnungsprozedere begonnen hat und wenn sich auch unmittelbar eine Torchance ergibt. Die Verwarnung entfällt, da dieses Vorgehen wie eine Vorteilgewährung behandelt wird.

Situation 11

Der Spielführer der Mannschaft A hat den Münzwurf vor Spielbeginn gewonnen und möchte nun den Anstoß ausführen. Ist dies möglich?

Lösung

Ja. Diese Wahlmöglichkeit wurde in den vergangenen Jahren mehrmals verändert und ist aktuell zulässig.

Situation 12

Der neutrale Assistent zeigt mit der Fahne an, dass ein Verteidiger im eigenen Strafraum einen Stürmer brutal umgetreten hat. Der Schiedsrichter über sieht jedoch das Fahnenzeichen und beendet das Spiel mit dem Schlusspfiff. Noch auf dem Spielfeld teilt ihm sein Assistent den Vorfall mit. Was ist nun zu veranlassen?

Lösung

Strafstoß, Feldverweis. Auch nach dem Schlusspfiff können Vergehen, die vor Spielende stattfanden, mit einer Persönlichen Strafe und mit einer Spielstrafe belegt werden – solange der Schiedsrichter sich noch auf dem Spielfeld befindet.

Situation 13

Beim Spielstand von 0:0 entscheidet der Referee in der 89. Spielminute auf Strafstoß für die Gastmannschaft. Da es sich um einen fußballtypischen Zweikampf handelte, verzichtet der Referee auf eine Persönliche Strafe. Dennoch muss der gefoulte Spieler auf dem Spielfeld kurz behandelt werden. Er möchte nun den Strafstoß ausführen. Lässt der Schiri dies zu?

Lösung

Ja. Dies ist eine der Ausnahmen bei der Behandlung verletzter Spieler auf dem Feld. Der Spieler darf, wenn er der Schütze des Strafstoßes ist, auf dem Feld bleiben und den Strafstoß ausführen.

Situation 14

Zwei Auswechselspieler der Heim- und Gastmannschaft werden außerhalb des Spielfelds zwischen ihren Coachingzonen gegeneinander tätlich. Der Referee erkennt dies und unterbricht das Spiel, als die Gastmannschaft am Mittelkreis mit dem Spielaufbau zugange war. Entscheidungen?

Lösung

Schiedsrichter-Ball mit dem Gastverein, Feldverweis für beide Spieler. Vergehen von Auswechselspielern untereinander werden außerhalb des Spielfelds nur mit einem Schiedsrichter-Ball belegt.

Situation 15

Die Heimmannschaft führt zu Spielbeginn den Anstoß aus. Zu Beginn der zweiten Halbzeit stößt dieselbe Mannschaft nochmals an. Nach etwa einer Minute bemerkt der Schiedsrichter seinen Irrtum. Welche Entscheidung trifft er nun?

Lösung

Weiterspielen, Meldung im Spielbericht. Dies ist ein Fehler des Schiedsrichters, der nicht mehr korrigiert werden kann. Er hat das Spiel freigegeben und die Mannschaft hat angestoßen. Deshalb ist nur noch eine Meldung möglich.